Wie der Zufall mir zu meinem Hobby der Holzschnitzerei verhalf

Wahrscheinlich steckte die Liebe zum Holz schon seit meiner Kindheit in mir, denn mein Berufswunsch war, Schreiner zu werden. Doch mit den Lehrstellen war es nach dem Kriege -genau wie heute- schlecht bestellt, und man musste nehmen was zu haben war, und so begann ich eine Schlosserlehre.

Doch schon als junger Vater befaßte ich mich viel mit Holzarbeiten, indem ich für meine beiden Töchter Kaufläden und Puppenhäuser fertigte. Auch machte es mir große Freude, jährlich unsere Weihnachtskrippe, die ich natürlich selbst angefertigt hatte, neu herzurichten und sie von Jahr zu Jahr zu vergrößern und zu vervollständigen.

Zum eigentlichen Schnitzen kam ich jedoch durch Zufall.

Wir hatten eine Gipsfigur geerbt -ein schönes altes Stück-, sie stellte eine Wasserträgerin dar. Sie hatte aber einen Schönheitsfehler, ihr fehlte das Tragejoch. Meine Frau meinte, erst das fehlende Joch könnte die ganze Figur wieder richtig zur Geltung bringen. Ich begab mich in den Keller und suchte unter alten Holzresten, die vom letzten Umbau noch übrig waren, etwas Passendes. Ich wählte ein Stück Eichenholz und versuchte, daraus das Joch zu fertigen, es gelang mir auch. Meine Frau war hocherfreut, nun konnte das Erbstück seinen gebührenden Platz in unserer Wohnung einnehmen.

Später schaute ich mir das übriggebliebene Reststück näher an, es hatte durch das herausgeschnittene Stück eine ganz eigenartige Form bekommen, es sah aus wie ein langes Gewand. Zu dieser Zeit hatte ich öfter Umgang mit Ordensschwestern, da meine älteste Tochter bei ihnen im Internat war. Plötzlich wusste ich was daraus werden sollte, eine Nonne. Ich versuchte ein Gesicht in den oberen Teil zu schnitzen, es gelang mir. Danach schnitzte ich noch einige Falten in das Gewand. Das Stück Holz hatte nun wirklich die Gestalt einer Nonne angenommen. Ich staunte über mich selbst. Ab diesem Zeitpunkt faszinierte mich das Schnitzen.

Überall, wo ich ein schönes Stück Holz liegen sah -ob beim sonntäglichen Spaziergang oder im Urlaub - wollte ich es mitnehmen, um daran zu arbeiten.

Die Madonna aus Schweizer Bergbuche entstand aus einem Stück Buchenholz, das ich selbst aus 2000 m Höhe herab trug. Der Hl. Florian wurde aus einem gefällten Pflaumenbaum unseres Gartens geschnitzt. Er hat eine besonders schöne Färbung. Leider entstanden nach einiger Zeit Risse im Holz, die darauf zurückzuführen sind, dass das Holz nicht lange genug gelagert wurde.

Dies und vieles andere wusste ich bei meinen Anfängen nicht, es war nur der Wunsch da, immer wieder zu versuchen, Holz zu formen. Es gehört natürlich eine unendliche Geduld und Liebe dazu. An der Madonna aus Bergbuche arbeitete ich ca. 100 Std. und an dem Hl. Florian noch einiges länger.

Ich fertige alle meine Arbeiten nach Modellen aus Gips oder Porzellan aber auch nach Vorlagen von Aufnahmen und Bildern. Wenn mir wieder ein schönes Stück gelungen ist, kann ich es auch heute -nach Jahren- oft noch nicht fassen, dass das meine Hände sind, die diese Kunstwerke schaffen, denn ich habe nie an einem Lehrgang oder einer Schulung über Schnitzkunst teilgenommen, sondern mir alles nur durch meiner Hände Übung und gelegentliches Nachlesen in Fachbüchern angeeignet.