Karnevalszug in Langenfeld am 13.02.2010
 
 
 

schrieb am 14.02.2010

Langenfeld: 20.000 Jecke bilden ein buntes Spalier
Trotz des winterlichen Wetters säumen zahllose Narren den Zugweg. Sogar aus Lemgo reisen Besucher an.
von Lothar Müller

Langenfeld. Prinzessin Karin hatte sich mit einer warmen Hose, mehreren Jacken unter dem bordeauxroten Kleid, mit Schals, Fell- und Handschuhen vor der Kälte geschützt. Damit trotzte die Bäckers-Gattin aus dem Hause Jung in ihrer riesigen Schwarzwälder Kirschtorte auf dem Prinzenwagen der Kälte. Christine Kaufmann von den HSV-Karnevalsfrauen trug Skiunterwäsche, Leggins, vier T-Shirts und Rollkragenpulli unter dem Kostüm ihrer Gruppe, die als Quietscheenten mit einem aufblasbaren Swimmingpool um die Taille den Zug bereicherten.

Straßen und Bürgersteige sind eis- und schneefrei

Ob aktive Jecken auf den Prunkwagen und in den Fußgruppen oder die Tausenden, die die Straßen säumten – sie alle ließen sich von den Temperaturen um den Gefrierpunkt die Stimmung nicht vermiesen. Die Straßen und Bürgersteige waren schnee- und eisfrei, die Voraussetzungen für den Zoch auch unter ungewöhnlichen Bedingungen bestens. „Die Kälte ist kein Problem. Regen wäre viel schlimmer“, meinte denn auch Prinz Fritz III., bevor er in sein prächtig geschmücktes Gefährt am Place Pigalle kletterte.


Dicht an dicht stehen die Karnevalsnarren,
als der Zoch durch Langenfeld zieht.
(Fotos: Anna Schwartz)

Ungezählte Familien waren mit ihren Kindern gekommen, die große Einkaufstüten in den Händen hielten. Sie verschafften sich Platz in der ersten Reihe und wurden für ihre Helau-Rufe, die den Gruppen entgegenschallten, reich belohnt mit Kamelle oder Schoko-Täfelchen. Die Menge am Straßenrand erlebte einen Zug, der an jecken Ideen und Farbenfreude alle Erwartungen erfüllte. Das Tanzcorps „Echte Fründe“ zog mit seinen rot-weiß-schwarzen Kostümen die Blicke auf sich, wenige Gruppen dahinter beeindruckte der große Prunkwagen der KG Spießratzen in leuchtendem Rot und Gelb. Die Kinder der Martinusschule verkündeten in ihrer Fußgruppe: „Hurra, wie leben noch!“ Die Senioren des CBT-Wohnhauses St. Franziskus versicherten: „Bei uns sprühen die Funken.“

Wie immer sorgten die Schießfrauen St. Hubertus in ihren Meerjungfrauenkostümen für Stimmung, und Anna Jakob, seit Jahren mit dabei, verriet das Rezept, wie sie sich warm halten, nämlich mit „Krumme“, einem roten Likör.

Das Bercheser Dreigestirn präsentierte sich in einem Bollerwagen, der von einem kleinen Traktor gezogen wurde. Die Gruppe „Immigrather Clowns“ machte in ihren bunten Kostümen, wie sie die Spaßmacher zu tragen pflegen, ihrem Namen alle Ehre. Die „Rheinsternchen“ in ihren roten Überhängen tanzten sich warm, gefolgt von den Schützen Reusrath, die einen Wagen mit Anhänger zu einer mächtigen Burg ausgebaut hatten.

Der Prunkwagen der Prinzengarde – ein Riesenschiff in Gold und Schwarz

Zur festen Größe im Langenfelder Karneval ist das Rösrother Carnevals-Comitee geworden, diesmal mit Wagen und einer Kinder- und Erwachsenengruppe im Zug dabei. Die Reitergarde der KGPrinzengarde in Schwarz-Gelb gekleidet, war mit neun Pferden vertreten. Der Prunkwagen der KG rollte als Riesenschiff in Gold und Schwarz. Und schließlich der RKV Schwarz-Weiß, der sein närrisches Jubiläum – dreimal elf Jahre – feierte, mit einer großen schwarz-gelb gekleideten Fußgruppe und dem Prinzenwagen am Schluss, in dem Fritz III. und Karin III. dem närrischen Volk zujubelten und mit Wurfmaterial nicht geizten.

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schrieb am 15.02.2010

Jecker Lindwurm trotzte der Kälte
Ganz unter dem Motto "Jecke Welt, Langenfeld" säumten mehrere tausend Menschen den Weg der 75 Wagen und Fußgruppen durch die Innenstadt. Sie hatten Spaß an phantasievoll gestalteten Aufbauten und Kostümen, Musik- und Tanzdarbietungen.

VON VIOLA GRÄFENSTEIN


Ganz obenauf war mitten im Gewühl das Kinderprinzenpaar
Patrick I und Alicia I

Langenfeld (RP) Viel Anmut zeigten die Reusrather St.-Hubertus-Schießfrauen. In märchenhaften, türkisfarbenen Meerjungfrauen-Kostümen ernten sie am Samstag viel Applaus von den Zuschauern am Wegesrand. Für ideenreichen Witz im Langenfelder Karnevalszug sorgen auch die HSV-Karnevalsfrauen in ihren pinkfarbenen Schwimmbecken-Kostümen mit Badeentchen. "Der Umzug ist toll gemacht für eine kleine Stadt wie Langenfeld. Ich finde, sogar genauso toll wie Köln", betont Zuschauer Ralf Engels. Er kommt nach eigenen Worten jedes Jahr extra aus Solingen, um mit seinen Freunden aus Solingen und Österreich sowie einem Fässchen Kölsch im selbstgebauten Bollerwagen dem Umzug zu huldigen.


Badespaß hatten die HSV-Karnevalsfrauen

Große Anhängerschaft

Obwohl der Zoch mit 75 Wagen und Fußgruppen kleiner als in früheren Jahren war, hat er eine ungebrochen große Anhängerschaft. Tausende säumen am Samstag die Solinger- und die Hauptstraße, auf denen sich der närrische Lindwurm durch Immigrath und die City schlängelt. Zu den Glanzlichtern gehört der Wagen der Stadtwerk, den eine Riesenrakete schmückt. Hingucker sind auch das phantasievolle Wikingerschiff mit dampfendem Drachenkopf des Pfadfinderstammes Castanea sowie die XXL-Pferdekutsche der Postalia, deren Team, ganz dem Langenfelder Karnevalsmotto folgend, mit großen, bunten Weltkugeln auf dem Kopf voller Stolz ihren Umzugswagen präsentieren.


Die Postalia setzte das Sessionsmotto gut um.

Die Langenfelderin Stefanie Büttner (30) steht nach eigenen Worten zum 20. Mal auf ihrem Stammplatz am Immigrather Platz. "Früher habe ich von hier aus mit meinen Eltern zugeschaut, heute stehe ich hier selbst mit meinen beiden dreijährigen Zwillingen Julian und Juliane", schmunzelte die junge Mutter. Auch sie hat einen Bollerwagen im Schlepptau, auf dem sie Frikadellen, Glühwein und Kindertee zum Aufwärmen bereit hält. Doch der Zug soll nicht nur Spaß bringen, sondern widmet sich auch kritischen Themen. So spielt er auf ernste lokal- und weltpolitische Sujets der letzten Zeit an. Mit der Wagenaufschrift "Yes, we have!" nimmt die Belegschaft des Richrather St.Martinus-Krankenhauses in Schweine- und Hühnerkostümen den Impfwirbel der letzten Monate aufs Korn. Die Elternschaft und Kinder der St. Martinus-Grundschule bedanken sich in phantasievollen Sterntalerkleidern und dem Spruch "Hurra, wir leuchten weiter!" bei der Stadt für den Erhalt ihrer Schule, die kurz vor der Schließung stand. Das eisige Winterwetter wird gleich von mehreren Gruppen in Form von tanzenden Schneeflocken, Eisbären und watschelnden Pinguinen verspottet. Ein wahrer Augenschmaus sind wie immer alle Tanzgruppen. Die Mitglieder des Jugendtanzkorps Rheinsternchen sowie des vom Oldtimerbus der Rheinischen Post begleiteten Tanzcorps Echte Fründe zeigen unermüdlich ihr ganzes Können trotz Minustemperaturen.


Die Fußball-WM (GSV-Gruppe) warf vor dem RP-Bus Schatten.

Hofstaat-Damen als Torte

Obendrauf gibt es als Sahnehäubchen schließlich noch die Hofstaat-Damen des Richrather Karnevalvereins (RKV) Schwarz-Weiß. Als tanzende Tortenstückchen sorgen sie nicht nur bei Prinzessin Karin III. sowie Prinz Fritz III. vom RKV für gute Stimmung. Und zum guten Schluss zeigt sogar der städtische Betriebshof noch choreografisches Talent. In einem formvollendeten Straßenkehrerballett stellen mehrere Reinigungsfahrzeuge in kürzester Zeit die Ordnung wieder her. "Es war toll. Die Leute waren sehr gut drauf in Langenfeld", meint am Ende ein zufriedener Helmut Schoos, Erster Vorsitzender des Festkomitees Langenfelder Karneval.


Die Tollitäten bildeten den Schluss: Fritz III und Karin III

NEBENBEI BEMERKT
Mit Charme
Zwar war der Karnevalszug mit nur 75 Wagen oder Fußgruppen kein Riesen-Lindwurm. Dafür konnte er in diesem Jahr auf jeden Fall mit Originalität und viel Charme punkten. Neu war die Anordnung der Wagen. „Der Zug war das erste Mal etwas aufgelockerter, weil wir die Vereine zwischendrin hatten," erklärte Organisator Helmut Schoos, der erste Vorsitzende des Festkomitees Langenfelder Karneval (FLK). Tausende Zuschauer, darunter etliche Auswärtige, sind ein Zeichen dafür, dass die jecke Mischung ankommt. Erfreulich, dass die Polizei keine größeren Vorkommnisse meldete und auch die Hilfsdienste wenig Arbeit hatten. vg
 

Karnevalszug