„Rohkost Helau!"
Der Langenfelder Karnevalszug lockte am Samstag etwa
30 000 Zuschauer in die Innenstadt.
Das zu einem Großteil kostümierte Publikum erfreute sich an den vielfältigen
Ideen der teilnehmenden Gruppen.
VON STEFANIE HODEL
LANGENFELD „Nimm mich so wie ich bin, einfach so wie ich bin” - eine
Truppe schunkelt sich am Bierzelt vor dem Kino in Schwung. An den jecken Tagen
ist Originalität gefragt. Besonders beim Karnevalszug, dem Höhepunkt der
jecken Zeit. Thorsten liebt es, sich zu kostümieren und mit Freunden zu
feiern. Heute ist der 29-Jährige als ägyptischer Tempeltänzer unterwegs: „Ich
freue mich das ganze Jahr auf den Zug.” Die rund 30 000 Besucher am
Straßenrand sehen das genauso.
Die Bürgersteige gleichen einer bunten Blumenwiese. Doch statt Veilchen und
Tulpen blühen hier Engel, Schneemänner und Bergwanderer. "Im Langenfääler
Blütenmeer fiere mir d'r Fasteläär" - lautet das passende Sessionsmotto, mit
dem die Gartenzwerge vom Festkomitee den närrischen Lindwurm anführen. Neben
exotischen Gewächsen sind auch klassische Blumen zu finden. Die Jugendlichen
der Josefgemeinde tragen Papierblüten, die jecken Aalen und ihre Pänz haben
eine leuchtende Neon-Variante gewählt. „Brr... das ist ganz schön kühl”, eine
Hofdame wickelt den Schal weiter um den Hals. Die Cheerleader der Longhorns
sind da weniger empfindlich. Sie wirbeln in knappen lila Outfits vorbei.
Während die Freunde der Peter-Härtling-Schule mit CDs behangen ebenfalls zu
Fuß unterwegs sind, hat es der SSV Berghausen auf dem Bus der Rheinischen Post
komfortabler. Ein paar Helau-Rufe und es gibt Kamelle für alle.
„Echte Fründe stonn zusamme...”, spielt die Konserve der gut gelaunten Runde
vom Sonnenstudio Sunpoint. Die Wetteraussichten für die jecken Tage waren
nicht so viel versprechend. Ob die Gruppe mit den lachenden Sonnenschildern
Petrus bezirzen konnte? Oder war das charmante Lachen des Sunshine-Teams vom
Richrather Supermarkt Hövener erfolgreich?
Den Jecken ist das egal. Mitten im
Gewühl schnuppern die Reusrather Ellen Klar (61) und ihr Mann Hans (65)
Helau-Luft. Das Ehepaar fühlte sich sonst eher der Alaaf-Gegend zugetan. „Wir
passen uns gerne an” sagt Ellen. Beide jubeln fleißig mit: „Straßenkarneval
ist doch die schönste Art zu feiern.”
Die HSV-Frauen als Riesentorten mit ihren leuchtend gelben Zöpfen sind ein
Hingucker. Die Junggesellen von Mehlbruch-Gieslenberg schippern als schmucke
Matrosen auf ihrem Narrenkutter. Märchenhaft verträumt hingegen sind die
Nachwuchs-Tollitäten Dennis und Laura, deren Wagen Sonne, Mond und Sterne
zieren. Etwas widerborstig zeigen sich die stacheligen und blühenden Kakteen
vom CBT-Haus. Außergewöhnliches Kontrast schafft die koreanische Trommelgruppe
in asiatischer Kluft.
„Rohkost Helau”, ruft ein Pirat den Hippies auf dem Wagen vom Club Ole zu. Mit
Erfolg: Knackige Karotten wandern in die Tüte.
Die Schwarz-Weißen aus Richrath schwirren heute inkognito: Als Biene Maja und
Willi tragen sie heute schwarz-gelb. Damit sie bei den vielen Blumen wieder
heim finden, fährt ein Wagen mit Bienenbräu hinterher.
Das Berghausener Dreigestirn wird traditioneller mit einer Kutsche chauffiert.
„Hui”, bestaunen die Zuschauer den schmucken Gastwagen aus der Partnerstadt
Köthen, auf dem die Stadtkulisse abgebildet ist. Das Traditionspaar Annegret
und Manfred finden auf einem Postillionswagen einen fahrbaren Untersatz.
Regnet es etwa doch? Verwundert fasst sich Pokemon-Drache Apostolus an den
Kopf. Doch es ist kein Wasser, das dem Achtjährigen auf den Kopf prasselt.
Tutanch-Magnus alias Bürgermeister-Pharao Staehler lässt aus seiner Pyramide
Bonbons und Schokolade regnen.
Es bleibt historisch: Die Fußgruppe der Postalia schickt Römer und Ritter in
die Menge. Prinz Dietmar und seine Lieblichkeit Wilma haben von ihrer
Narrenburg aus einen guten Überblick über die Untertanen und genau den
richtigen Abstand, um sich mit einem ordentlich Kamellehagel zu bedanken.
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Klirrende Kälte und strahlende Sonne,
ne, wat war dat für `ne jecke Wonne
Karnevalszug und Veedelszoch in Langenfeld: Zehntausende
Besucher am Straßenrand
Langenfeld. Wenn harte Männer zu weichen Häschen und
biedere Damen zu sexy Vamps werden, dann ist wieder Karneval. So war es auch am
vergangenen Wochenende in Langenfeld, wo gleich zwei Züge bei strahlendem
Sonnenschein und klirrender Kälte die Menschenmassen anlockten – und nicht
wenige hatten sich fantasievoll in Schale geworfen und gaben ein buntes Bild am
Straßenrand ab.
30.000 Menschen, so wird geschätzt, kamen am Samstag in
die Innenstadt. um dem langen Lindwurm zu folgen. „So voll war es noch nie”,
hörte man an allen Ecken von den Jecken. Unter dem Motto „Im Langefääler
Blütemeer. fiere mir d'r Fasteläär” zogen insgesamt 98 Fußgruppen und Wagen an
den Menschen vorbei.
Es flogen Kamelle und Bälle, es wurde gefeiert,
gesungen und geschunkelt. Egal ob Zugteilnehmer oder Zuschauer — durchweg
strahlten die Gesichter mit der Sonne um die Wette. Farbenfreudig zog sich das
Karnevalsmotto durch die teilnehmenden Gruppen. Bunte Blümchen gab es soweit das
Auge reichte. Bis der Zug an seinem Ende angekommen war. vergingen einige
Stunden. Danach wurde vielerorts weitergefeiert.
Einen Tag später, am Sonntag, waren viele der Jecken
aber wieder auf den Beinen. Schließlich lockte bei gleich bleibend schönem
Wetter der Veedelszoch in Berghausen. Wenn auch mit 24 Gruppen um einiges
kleiner als der große Zug am Vortag, lockte und begeisterte er die Menschen. Und
dass statt süßer Kamelle auch mal ein Säckchen Kartoffeln fliegen kann, wussten
alle, die den Bercheser Veedelszoch schon mal live miterlebt hatten.
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Karneval 2005: Schön war's
Langenfeld. Der Karnevalszug 2005 in der Innenstadt -
so lässt sich wohl sagen - war einfach nur schön. So waren nicht nur die Narren
am Straßenrand gut gelaunt. sondern auch die Gruppen, die in diesem Jahr beim
Zug mitzogen.
Vielfach wurde das Motto „Im Langefääler Blütemeer,
fiere mir d'r Fasteläär” umgesetzt. Aber auch die ein oder andere Pyramide ward
gesehen...
Neben den Karnevalisten wie dem RKV, den
Rheinsternchen. der Prinzengarde, den Spießratzen, der Postalia, dem
Kinderprinzenpaar, dem Show-Fanfarencorps, dem Traditionspaar, dem Berghausener
Dreigestirn und und und waren neben Vereinen wie der SGL und dem spanischen
Elternverein auch Schützen wie die Schießfrauen St. Hubertus und die Schützen
Reusrath vertreten. Aber auch Schulen, Gemeinden, Parteien, die Feuerwehr, das
Krankenhaus sowie Einzelhändler nahmen am Zug teil. „Guck' mal hier, guck mal
da”, raunten sich die Menschen zu, die nicht nur auf den Kamelleregen warteten,
sondern wirklich interessiert dem Geschehen folgten. Und mit der Sonne gingen am
frühen Abend auch die Narren... cg