Karnevalszug in Langenfeld am 21.02.2004

Zigtausende vergnügten sich beim Langenfelder Karnevalszug mit 90 Teilnehmern

„Könnt ihr auch hopsen?"
Von wegen: Ohne Moos nix los! Geld regiert zwar die Welt, aber dass in miesen Zeiten keine miese Stimmung herrschen muss, ist für Langenfelds Jecke ja als Sessionsmotto („Hammer och kinn Jeld...") Programm. Beim Karnevalszug am Samstag spießten sie es auf vielfältige Art auf.


LANGENFELD.  Die Schwarz-Weißen aus Richrath lassen auf ihrem Wagen Bundeskanzler Schnöder als Pappkameraden mitfahren, hängen ihm die Pendlerpauschale und die Steuerschraube an. In Gestalt eines Pleitegeiers ist der Kanzler ein paar Augenblicke später noch einmal zu sehen, im Gefolge der Panzerknacker und Dagobert Ducks von den Pappnasen der Taverna Paco. „Wagenbau-Schwarzarbeit = Knast?" Das fragen die Spiess-Ratzen und spielen mit zwei eingekerkerten Jecken auf die Billiglohn-Debatte an.  Ohne politische Seitenhiebe bekennen die als lustige Glückspilze verkleideten Skiclub-Mitglieder: „Dat Geld, dat is uns einerlei, mir Adler ham das Glück dabei."

Und Wurfmaterial. Wer Kamelle, Bälle, Pop-Corn oder Blumen durch die Luft fliegen lässt, landet Treffer beim Publikum - zuweilen auch mal Kopftreffer. Schnell füllen sich die Taschen, Tüten und Münder mit Süßkram. Vor dem Lohn aber die närrische Arbeit: "Wir wollen Hände sehen", schallt es vom Wagen der Junggesellen aus Mehlbruch-Gieslenberg. Und: „Könnt ihr auch hopsen?" Die Menge kann beides, lässt sich auch ein paar „Helaus" entlocken und bückt sich Sekunden später nach den herunter prasselnden Gaben.

Das Salz in der jecken Suppe

Süßes schön und gut... - das Salz in der jecken Suppe sind aber die Kostüme. Und da ziehen wahre Augenweiden vorüber, wie etwa die gelben Gockel als Eierfest-Werber oder die in roten Samt und Perlen gehüllten HSV-Karnevalsfrauen. Aus der Unterwasser-Welt tauchen zig grüne Neptune und Nixen der Peter-Härtling-Schule auf und tummeln sich in großer Zahl Regenbogenfische vom RKV Schwarz-Weiß. Ebenfalls auf den Weltmeeren, doch oberhalb des Wasserspiegels, bewegen sich die Matrosen der Zugleitung sowie eine wilde Piratenhorde der Martinusschule mit ihrem Schiff.  Nicht minder Furcht erregend sind die gruseligen Vampire der jecken Aalen und ihrer Pänz. Und wie vom anderen Stern erscheinen die HSV-Fußballdamen mit ihren grellgrünen Haaren. „Trends hin, Trends her, mer blieven Clowns im Fasteleer", verkünden dagegen standhaft die Immigrather Clowns und sehen lustig aus wie immer.

Langenfeld soll in diesem Jahr aufblühen - so hat es das Rathaus verordnet. Der Wagen der Stadtverwaltung mit Bürgermeister Magnus Staehler und anderen beamteten Kamellen-Werfern rollt als Blumenwiese vorbei - oder besser: als Rollrasen. Auch andere Grüppchen haben gegärtnert: Die SGL schickt gleich hinter ihrer von Vereinsboss Helmut Hermanns angeführten Hippie-Truppe auf besonderen Fahrrad-Konstruktionen bunte Blumentöpfchen und -mädchen hinterher. Die Ara-Schusterjungen haben sich in Kürbisse verwandelt. Die Grünen-Politiker erblühen bei ihrer Premiere im Zoch als Sonnenblumen. „Ich bin ein Zwerg" Holt mich hier raus!", wenden sich die Hubertus-Gartenzwerge Hilfe suchend an die Menge entlang des Zugwegs.

Wiescheider im Stau

Die festgefahrene Situation um die B 229n beleuchten Wiescheider Jecke auf ihre Weise. Jeder von ihnen steckt mit Bundesstraßenschild-farbener Weste in einem Flitzer - und im täglichen Stau. Diesem lokalen Beitrag steht ein internationaler Touch gegenüber: Schotten drücken für das Krankenhaus St. Martinus auf die Spar-, aber nicht auf die Spaßbremse; als stolzes Torero-Team kommt der Spanische Elternverein daher; die Hubertus-Schießfrauen streifen als Indianersquaws durch die Prärie; und bunte Mexikaner aus Marienheide machen Musik.

Die ist auch vorn Doppeldecker-Bus der Rheinischen Post zu vernehmen, auf dem der Kinder- und Jugendchor mitfährt. Dessen Motto hängt außen am Bus: "Ob Regen oder Sonnenschein - mit Singen kann man fröhlich sein"

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