10.07.2009 Trainingsspiel zwischen FC Köln und Leichlingen/Witzhelden

schrieb am 13.07.2009

Soldo gibt den Anti-Daum
Der
1. FC Köln reist heute unter der Leitung seines neuen Trainers nach Kärnten. Nach den Transfers von Podolski und Freis sollen noch drei weitere Profis den Bundesligisten verstärken.


VON MARTIN BEILS
LEICHLINGEN Zvonimir Soldo wirkt beruhigend auf seine Umgebung. Selbst Michael Henke, sein früher bei jeder Gelegenheit zu Ausbrüchen neigender Assistent beim 1. FC Köln, übersteht den Abend, ohne dass der Blutdruck besorgniserregende Werte erreicht. Soldo sitzt zur Rechten seines wichtigsten Helfers. Er lehnt sich weit zurück auf der Holzbank im Leichlinger Stadion Balken Aue, er liegt fast. Dunkelgrauer Trainingsanzug, angegrautes Haar – er macht sich unsichtbar. Als es anfängt zu tröpfeln, zieht sich Soldo noch weiter unter eine Plane zurück.

„Jetzt ist der richtige Trainer da, die Stimmung ist viel besser"

Fehlpässe, krude Laufwege oder auch mal ein überharter Einsatz der Bezirksligaspieler aus Leichlingen und Witzhelden, die sich an diesem Abend als Gegner versuchen, hätten Vorgänger Christoph Daum zumindest zu wüstem Armgewedel animiert. Soldo aber ficht das alles nicht an. Heißblütig wie viele seiner Landsleute scheint dieser Kroate nicht zu sein. Nach der allenfalls lokal bedeutenden Partie, die der FC mit 11:0 gewinnt, lässt er nur wissen, dass er von derlei Akten der Nachbarschaftspflege nichts hält. Und dieses Spiel sei ja auch ausgemacht worden, als er noch nicht im Amt war. „In Zukunft werden wir so etwas nicht mehr machen."

Aus den Auftritten und Aussagen des Kroaten spricht große Ernsthaftigkeit. Den Reportern, die ihn tagtäglich begleiten, gilt er als berechenbarer als Vorgänger Daum. Außer ein paar Höflichkeiten sagt er nichts, wenn nichts zu sagen ist. Soldo erklärt nicht den Weltfußball und auch nicht den Rest der Welt.


Unauffällig im Auftritt, präzise mit seinen Anweisungen: Zvonimir Soldo,
der neue Trainer des 1. FC Köln. FOTO: DPA

Soldo kommt bei den Profis gut an, "jetzt ist der richtige Trainer da", sagt Kapitän Milivoje Novakovic, der nach der Leistenoperation auf sein Comeback hinarbeitet, im „Express"-Interview, „die Stimmung ist viel besser. Es ist endlich Disziplin in unseren Laden gekommen. Die hatten wir letzte Saison nicht." Daran war „Nova" freilich nicht ganz unschuldig. „Dass Daum gesagt hat, dass der FC nicht mehr erreichen kann als letztes Jahr, war nicht in Ordnung. Ohne Daum sind wir enger zusammen rückt." Branchenübliche Nachtrerei.

Um Soldo herum wogt der ganz normale FC-Wahnsinn. Die Rückkehr Lukas Podolskis, der am Wochenende wegen einer leichten Muskelverletzung pausierte, beschert den Gegnern in den Testspielen Rekordzahlen. 15000 kamen ins Koblenzer Stadion Oberwerth, das in der Zweiten Liga ganz selten fünfstellige Zuschauerzahlen meldet. Leichlingen stoppte den Vorverkauf bei 3000, nach Hürth kamen genauso viele Fans, 5000 waren beim TuS Honigsessen im Dr.-Grosse-Sieg-Stadion in Wissen an der Sieg und 3500 in Stadtkyll. Aus dem Daum-FC ist der Poldi-FC geworden.

Der Nationalspieler bekommt seinen großen Auftritt am 24. wenn der FC Bayern zum „Poldi kütt-no-Hus"-Ablösespiel kommt, Bis dahin trainiert Soldo mit den Profis am Wörthersee. Wer noch hinzustößt, ist offen. Manager Michael Meier sieht nach dem Podolski-Transfer und der Verpflicht des Karlsruhers Sebastian Freis Bedarf. Einen Nebenmann für Peti im Mittelfeld hätte der FC gern noch einen rechten Außenverteidiger und einen offensiven Mann für den Flügel. Kontakt gibt es zu Christopher Schorsch, dem Berliner Abwehrspieler aus der B-Elf von Real Madrid.

Bis Ende August erlauben die Statuten Wechsel. Doch schon Bundesliga-Auftakt Anfang August verlangt das Maximum. Mit Partien bei Borussia Dortmund und gegen Meister VfL Wolfsburg startet Soldo in seine erste Saison als Bundesliga-Trainer. Doch selbst dieses Programm kann ihn wohl nicht aus der Ruhe bringen.


INFO Programm der Kölner
16. Juli: in Velden gegen Hannover 96

20. Juli: in Velden gegen FC Timisoara
24. Juli, 20.45 Uhr, RTL: in Köln gegen Bayern München
26. Juli, 11 Uhr: Saisoneröffnung im Stadion
1. August, 15.30 Uhr: DFB-Pokal bei Kickers Emden
8. August, 15.30 Uhr: Bundesliga, in Dortmund
15. August, 15.30 Uhr: Bundesliga, gegen Wolfsburg
 

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